Warum sich Trainer Laier zum Kreisliga-Aufstieg schwieg
Vor neun Jahren übernahm Trainer Björn Laier die Dielheimer Jugend. Jetzt steigt er in die Fußball-Kreisliga auf.
Von Wolfgang Brück
Dielheim. Ein Mann bricht sein Schweigen. Im Interview mit der Rhein-Neckar-Zeitung verrät Meister-Trainer Björn Laier, weshalb er über Monate nicht mit Journalisten gesprochen hat, obwohl seine SG Dielheim von sich reden machte.
Björn Laier, Sie müssen der glücklichste Mensch der Welt sein. Am Samstag haben Sie geheiratet, am Sonntag wurden Sie mit der SG Dielheim Meister in der Kreisklasse A. Die Frage verbietet sich, was schöner war.
Es waren zwei wunderbare Tage. Die kirchliche Trauung mit meiner Frau Klara in Rauenberg und die anschließende Feier mit 75 Gästen in Östringen waren perfekt, beim Spiel gegen den VfB St. Leon II war ich angespannt.
Sie haben sich bis zum Schluss gesorgt, dass es nicht klappt?
Der Druck war brutal. Wir hatten einen großen Vorsprung und schon im März haben uns einige zur Meisterschaft gratuliert. Da kannst du mit einer jungen Mannschaft nur noch verlieren. Zumal wir wichtige Spieler ersetzen mussten: Fynn Fröhnert und Til Hartmann studieren auswärts, David Lucas ging für ein halbes Jahr nach Australien, Nico Ritz hatte Knie-Probleme.
Sie haben sich also selbst einen Maulkorb verpasst, um die Euphorie nicht noch weiter anzuheizen?
Genau so ist es. Mit der Rolle des Gejagten taten wir uns schon in der B-Klasse schwer. Immer wenn wir ganz oben standen, haben wir verloren. Wir hatten in dieser Runde mit Kirchheim II und Mühlhausen II brutal starke Konkurrenten.
Die SG Dielheim hat in 29 Spielen 71 Punkte geholt, dazu ein Torverhältnis von 106:23. Das ist ein Schnitt von 2,4 Punkten. Normal reicht ein Zwei-Punkte-Schnitt zur Meisterschaft.
Es gibt eben diese drei Ausnahme-Mannschaften: Auch Kirchheim und Mühlhausen hätten es verdient aufzusteigen, alle könnten sich in der Kreisliga behaupten. Leider wird einer auf der Strecke bleiben.
Als Sie vor vier Jahren mit Ihrer Mannschaft vom Jugend- in den Senioren-Bereich wechselten, war die SG Dielheim in der B-Klasse. Viele Spieler kamen von auswärts.
Jetzt sind alle aus Dielheim – zu 98 Prozent. Die Jungs waren 12 oder 13, als ich ihr Trainer wurde. Es war faszinierend, wie aus Buben gestandene Männer wurden. Die Fortschritte konnte man von einer Woche zu anderen beobachten.
Experten sagen, Ihre Mannschaft sei eine Bereicherung für die Kreisliga.
Die Kreisliga ist eine tolle Klasse. Ideal für uns mit den vielen Derbys. Wir wollen uns auf Dauer etablieren.
Mit Philipp Öhler, der nach Rohrbach bei Sinsheim wechselt und Christopher Slade, der mit 29 Toren der beste Schütze ist, gibt es zwei Abgänge.
Christopher ist pfeilschnell, hoch talentiert. Ich wünsche ihm, dass er es beim Landeslisten Heidelsheim packt. Wenn nicht, die Türen stehen bei uns jederzeit offen. Fabian Rausch kehrt von der SG Horrenberg zurück. Er ist mein Freund, soll auch im Trainer-Team mithelfen. Aus Balzfeld kommt Torwart Yannick Herrmann, dazu vier, fünf weitere Neue, unter ihnen Luca Pichler aus dem eigenen Nachwuchs. Er ist der kleine Bruder von Daniel, der für uns 20 Tore erzielt hat, und mit seinen über zwei Metern sogar noch etwas größer als der ältere Bruder.
Dielheim war schon immer eine Fußball-Hochburg. Koryphäen wie Gerd Dais, Rainer Wild, Rüdiger Menges oder Thomas Damm waren Trainer oder haben gespielt. Selbst Tim Walter, Coach des Hamburger SV, war Spieler in Dielheim. Doch dann ging es runter bis in die B-Klasse.
Ich habe Zeiten erlebt, da waren keine 50 Zuschauer auf dem Sportplatz. Jetzt ist die Begeisterung riesengroß. Gegen St. Leon hatten wir an die 300 Zuschauer. Im Bus, den wir fürs letzte Spiel am Sonntag in Mückenloch gechartert haben, waren am Montag von den 150 Plätzen schon 110 weg.