TSG Hoffenheim gegen Berlin

Demirbays Schmerzen und Murphys Gesetz (plus Fotogalerie)

Trotz eines diskutablen Elfmeters spielte Nagelsmann-Elf nur 1:1 in Berlin – Nationalspieler fällt lange aus

04.02.2018 UPDATE: 05.02.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden

Vom Feld geführt: Kerem Demirbay (M.), zum Schreck von TSG-Trainer Julian Nagelsmann, Serge Gnabry und Bibiana Steinhaus. Foto: APF

Von Nikolas Beck

Berlin. Eifrig diskutiert wird dieser Tage über das Generationsduell unter den Bundesliga-Trainern. Anfang 30-Jährige, mit neuen Ansätzen und neuer Rhetorik auf der einen, die Etablierten, oftmals früher selbst Profis, mit jahrzehntelanger Fußball-Erfahrung auf der anderen Seite. Beim Duell zwischen der TSG 1899 Hoffenheim und Hertha BSC trafen mit Julian Nagelsmann und Pál Dárdai der jüngste von allen und ein zwar erst 41-jähriger Ex-Berufskicker aufeinander, der sich aber selbst als "altmodisch" bezeichnete. Und doch waren sich die beiden einig in der Bewertung der 37. Minute - dem großen Aufreger beim 1:1-Unentschieden, nach dem beide weiterhin auf den ersten Sieg in 2018 warten.

Was war passiert? Bei einem Diagonalball in den Berliner Strafraum steht Nico Schulz außerhalb des Feldes im Abseits. Herthas Niklas Stark nimmt den Ball an, Schulz - inzwischen wieder zurück im Feld - spitzelt ihm ihn weg und wird gefoult. Schiedsrichter Aytekin pfeift und zeigt auf den Elfmeterpunkt. Nach seiner "alten Schule" sei das abseits, so Dárdai. Und auch Nagelsmann fand die Entscheidung zugunsten der TSG "diskutabel": "Die Regel gibt es wohl, aber an Páls Stelle hätte ich mich genauso aufgeregt." Aytekin hatte eine neue Spielsituation ausgemacht, als Stark an den Ball kam. Auch ganz ohne Eingreifen des Videoassistenten kann also weiter über Regekunde und -auslegung diskutiert werden.

Bei der Bewertung des Hoffenheimer Ist-Zustandes spielt der Elfmeter, den Kramaric etwas glücklich zur 1:0-Führung verwandelte, aber eine untergeordnete Rolle. Bezeichnender waren da schon die anschließenden 15 Minuten vor der Pause: Die "alte Dame" ging am Stock, Hoffe machte mächtig Dampf. "Da müssen wir ein zweites Tor machen, haben zwei sehr gute Angriffe über den rechten Flügel, bei denen wir früher querspielen müssen", erinnerte sich Nagelsmann.

Weil es "Hoffe" aber wieder einmal nicht gelang nachzulegen, reichte den Gastgebern das Kopfballtor von Salomon Kalou (58.) und eine Glanzparade von Keeper Thomas Kraft - Nagelsmann: "Muss an Zsolt liegen." (Herthas-Torwarttrainer Zsolt Petry war 2015 von der TSG gekommen) - um einen Zähler in der Hauptstadt zu behalten. Trotz langer Überlegenheit, 17:6 Torschüssen, 5:0 Ecken und der besseren Zweikampfquote. So musste Nagelsmann einmal mehr auf "Murphys Gesetz" verweisen. "Es gibt Phasen, in der der Ball immer reingeht - wir befinden uns gerade in einer, in der er immer noch geblockt wird und der Gegner mit einer Chance ein Tor macht." Und weiter: "Warum das so ist, da müssen Sie den lieben Gott fragen."

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Dass sich der Fußballgott dem Kraichgauklub schon bald wieder gewogen zeigen wird, daran glauben der TSG-Trainer und sein Personal ganz fest. Ein wichtiges Indiz sei die Art und Weise gewesen, mit der seine kräftig durchgewürfelte Elf zu Werke ging. Gnabry beackerte etwas defensiver als sonst die rechte Seite, Kramaric, Szalai, Akpoguma, Demirbay und Schulz spielten für Kaderabek, Bicakcic, Uth, Rupp und Zuber. "Wir waren die Mannschaft, die unbedingt Fußball spielen wollte, Selbstvertrauen hatte, mutig war", sagte Nagelsmann, der mit "Qualität und Mentalität" auf dem Platz zufrieden war.

Zugegeben: Temperaturen um den Gefrierpunkt, der schlechte Rasen und die schwere Verletzung von Kerem Demirbay, dessen Schmerzen bis weit unters Dach des mit 32.598 Zuschauern nur spärlich besetzten Olympiastadions zu hören waren, waren einem rauschenden Fußballfest nicht zuträglich. Für Nationalspieler Demirbay war das Comeback nach nur einer Viertelstunde schon wieder beendet. Von Trounarigha heftig am rechten Knöchel getroffen, ging es noch während des Spiels ins Krankenhaus. Zwar konnte der 24-Jährige noch am Samstag mit dem Team nach Hause fliegen, gestern bestätigte die TSG aber die schlimmen Befürchtungen: Demirbay wird mit einer Außenband-Ruptur und einem Syndesmose-Anriss im rechten Sprunggelenk lange fehlen.

"Das sind alles Dinge, die momentan dafür sorgen, dass das Pendel nicht in unsere Richtung ausschwingt", so Nagelsmann, "wir werden aber, da bin ich mir ganz, ganz sicher, in nächster Zukunft wieder dreifach punkten."

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